Heute möchte ich mich Euch einmal vorstellen.
Ich heiße Blacky und wurde als Reitschulpferd mit über 100 Pferden einer großen Reitschule so gut wie nur in meiner Box gehalten. Dabei bin ich regelrecht versauert.
Mein einziger Kontakt zu anderen Pferden war in der Reitstunde oder mit meinen Boxennachbarn. Keine weiteren sozialen Kontakte mit anderen Pferden. Eigentlich ist es doch wohl normal, dass ich mich mal mit meinen Pferdefreunden unterhalten oder mal ausgiebig im Dreck wälzen wollte, oder? Nur die Kindersprache der Menschen und nicht auch mal die Pferdesprache zu hören und sehr oft auch eine unfaire Behandlung von Menschen zu erfahren, ist wirklich nicht schön. Und grüne Wiesen gab es auch nur in meinen Träumen.
Reitstunde, Box, wenn es hoch kam, mal im Sand wälzen. Tagein, tagaus. Ein Leben war das nicht... Ich war zu lieb und bin immer brav gelaufen, bis ich so dicht gemacht habe, dass ich mich nur noch verweigerte und in der Ecke stehen blieb oder auf andere Pferde, die mir zu Nahe kamen, losgegangen bin. Niemand nahm meine Bedürfnisse wahr und sah, wie sehr ich unter dieser Haltung litt. Dann wurde ich wegen meiner aggressiven Art anderen Pferden gegenüber und der völligen Verweigerung in der Reitstunde abgegeben.
Ich habe mich einfach nicht mehr bewegt, obwohl ich böse verhauen wurde.
Ich hatte Angst, was jetzt wohl passieren würde. Würden die neuen Menschen mich auch wieder verhauen? Oder allein in die Box sperren?
Doch alles wurde gut! Ich kam zu liebevollen Menschen mit Herz. Gut Rodeberg war wie eine Erlösung und die neue Heimat bedeutete ab diesem Tag: Freiheit! Sicherheit! Und ganz viel Liebe.
Jetzt begann sich meine Seele zu erholen. Ich durfte auf eine Weide mit echtem Gras. Wenn es mir nicht gut ging, haben die Menschen das hier sehr schnell wahrgenommen. Es war wirklich zunächst ein komisches Gefühl. Jeden Morgen wurde ich aus der Box herausgeholt und auf die Weide gebracht. Herrlich war das. Ich wusste erst gar nicht, was ich mit dieser Freiheit machen sollte. Wie sollte ich den Tag gestalten? Wann konnte ich mich einfach mal in die Sonne legen? Wann sollte ich mich dem Futter widmen? Und wann mit den anderen Pferden spielen und toben? Das war am Anfang eine echte Überforderung - und gleichzeitig unglaublich schön.
Ich durfte mich frei bewegen und mit 14 weiteren Pferdefreunden zusammen sein. Mein bester Freund wurde der Piet. Wir halten immer zusammen. Bis heute. Echte Bros sind wir, jawoll. Und nach der Erholung haben wir sogar die Führung in der Herde übernommen.
Was auch komisch war: Ich wurde gar nicht zu einer Reitstunde geholt. Ich dachte "Häh, die Mädchen kommen zwar auf die Weide, aber keiner holt mich? Okay, auch schön", dachte ich. Ich wurde abends erst reingeholt und geputzt. Hier wussten meine Menschen genau, welche Stelle ich besonders mag oder wo es durch meine Sommer-Allergie besonders juckte. Irgendwie wartete ich immer auf Reitstunde und Zwang. Das war aber nicht so... Es passierte nix außer Urlaub für mich und liebevolle Behandlung. Das war ja mal was!
Später wurde ich behutsam in den Kinderstunden eingesetzt. Ich habe nach der psychischen Erholung auch dabei wieder Spaß entwickelt.
Gerne war ich ein gutes Lehrpferd für diese neue Art und Weise der Schulung. Ich habe auch sehr gerne bei dem Heilpädagogischen Reiten geholfen.
Heute bin ich schon 15 Jahre auf Gut Rodeberg. Der Verein "Seniorpferde aktiv mit Kindern e.V." hat mich nun in Obhut genommen, damit ich gut versorgt werden kann. Jetzt mache ich am liebsten Pause oder mal einen Spaziergang im Wald. Vielleicht machen wir das ja mal zusammen? Hast Du Lust? Das würde mich freuen.
Ich war übrigens neulich auch beim Zahnarzt. Der hat zwar nicht gebohrt, aber es musste ein Zahn gezogen werden. Meine Zähne sind im Alter sehr flach geworden, dadurch fällt es mir schwer, alles gut durchzumahlen. Die Heuration wird mir nun aufgeweicht als Heucobs (das ist so was wie Müsli für Pferde, falls das jemand nicht kennt) gegeben. Ich brauche ganz schön viel davon. Drei bis vier Portionen werden täglich für mich extra zubereitet.
Ansonsten geht es mir, bis auf die Allergie zum Glück gut und ich genieße mit Piet und den anderen Senioren die Sonne.
Bis bald und danke für Eure Unterstützung!
Euer Blacky
Nähere Infos zu jedem einzelnen Pferd finden Sie auf der Patenschafts-Seite